Kalenderblätter für das Jahr 2015
Kalender 2015 – Januar
„Luftaufnahme“ von 1900
Natürlich wurde diese Aufnahme vom Kirchturm fotografiert, wie man auch am kleinen Dachreiter erkennen kann. Der Blick geht von dort die Roseller Str. hinauf.
Wo sich heute das Gebäude der Gaststätte Wirtz befindet, stand eine Bierbrauerei, erkennbar am Schornstein. Rechts, wo heute das Hotel-Restaurant Stenbrock „zum guten Tröpfchen“ steht, befand bis nach dem zweiten Weltkrieg ein Gasthof mit Landwirtschaft; er trug zunächst den Namen „Lindenhof“ und zum Zeitpunkt der Aufnahme über dem Eingang wahrscheinlich ein Schild „Schankwirtschaft von Josef Hecker“. Auf der rechten Seite fehlt auch noch die Bebauung mit dem Hof Kluth und dem Bürgermeisteramt.
(Text: Ulrich Quack)
Kalender 2015 – Februar
Wieder Karnevalsfreude
Schon Anfang 1947 wurde wieder Karneval gefeiert, hier mit Musik in Hülchrath auf der heutigen Herzogstr. Meist spielte sich das nicht weit entfernt von der Traube ab, die lange Jahre das gastronomische Zentrum solcher Feiern darstellte.
(Text: Ulrich Quack)
Kalender 2015 – März
Der Postbus nach Neuss
Der Postbus, hier vor dem Hof von Jean Neukirchen (links) und dem Haus der Familie Wirsch (rechts). Offenbar wurde das Foto vor Verlegung der Kanalisation, d.h. vor 1960 aufgenommen. Busverkehr verband Neukirchen mehrfach täglich mit Neuss. Er wurde für den Weg zur Arbeit wie auch zur höheren Schule oder zum Einkauf genutzt. Eine Verbindung nach Grevenbroich war hingegen deutlich weniger interessant, denn die Einwohner Neukirchens orientierten sich stets mehr nach Neuss als Oberzentrum.
(Text: Ulrich Quack)
Kalender 2015 – April
Ausflug der Hülchrather Schule zum Drachenfels im Jahr 1925
Führte der Wandertag in der Zeit des Kaiserreiches noch in die nähere Umgebung, etwa nach Hülchrath oder Wehl, ging es seit dem Aufkommen von Autobussen auch etwas weiter in die Umgebung. Durch die Einrichtung des ersten Naturschutzgebietes in Deutschland im Siebengebirge wurde Königswinter mit dem Drachenfels zum Ausflugsort Nr. 1. Wanderfreunde zogen von hier aus weiter zur Ruine von Heisterbach, während den Schülern das Drachenfelsmuseum geboten wurde und Rentnern die zahlreichen Kaffeehäuser und Weinstuben des Ortes offen standen.
Hinweis: Das dritte Individium von links in der ersten Reihe mit den langen Ohren ist nicht der Schulleiter, sondern der Esel, auf dem man von Königswinter zur Ruine Drachenfels reiten konnte.
(Text: Christian Wiltsch)
In der ersten Reihe ganz links steht der aus Langwaden stammende Lehrer Erschfeld.
Die Frau ganz links in der dritten Reihe müsste Fräulein Margarethe Doll sein, die 1914-1933 in Hülchrath unterrichtete.
05 – Rad zum Hahnenköppen (BSV ueber Kruppa)
Quelle Bild: BSV Neukirchen
05 R – Hahnenkönig nach Hahnenköppen bei Frühkirmes
Quelle Bild: Familie Zars
Kalender 2015 – Mai
Rad zum Hahnenköppen
Hahnenköppen ist ein alter Brauch, der vor allem im Bergischen Land, in der Eifel, in der Gegend um Köln, im Jülicher Land und im Raum Neuss gepflegt wird. Dabei gilt es, einem vorher geschlachteten und kopfüber aufgehängten Hahn den Kopf abzuschlagen; teilweise ging man auch zur Verwendung einer hölzernen Nachbildung über. Wem der entscheidende Schlag gelingt, wird damit für ein Jahr Hahnenkönig. Die Bewerber führen mit verbundenen Augen mit einem stumpfen Säbel oder Degen jeweils einen Schlag aus und werden dabei durch Zurufe des Publikums gesteuert. Die Zeremonie kann durchaus auch eine Stunde oder länger dauern.
In Neukirchen gab es das Hahnenköppen an Kirmes ab 1860 bis nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein großes Rad wurde auf eine im Boden verankerte Karrenachse gesteckt, darüber eine Leiter festgebunden. An einem Seil, das zwischen zwei Bäumen gespannt war, hing ein Weidekorb ohne Boden aus dem ein toter Hahn mit dem Kopf nach unter hervorragte. Die Anwärter auf den „Hahnenkönig“ saßen auf der Leiter, das Rad wurde gedreht und die Bewerber kamen abwechselnd am Hahn vorbei und versuchten mit einem Holzsäbel den Hahnenkopf abzuschlagen. Zu Ehren desjenigen, der es schaffte, fand anschließend ein Festball statt.
Der Hahn gilt als Symbol des bösen und schädigenden Erntegeistes, der sich in die letzte Garbe des geernteten Korns flüchtet. Dieser Geist wird durch das Köpfen getötet. Es handelt sich also um einen übernommenen Erntebrauch. Eine andere Version stammt vom Anfang des 19. Jahrhunderts, als Deutschland von den Truppen Napoleons besetzt war: Der gallische Hahn gilt als Symbol für Frankreich und durch das Hahneköppen sollen die Deutschen deutlich gemacht haben, dass sie sich eigentlich nicht unterwerfen wollten. (nach Wikipedia)
Neben dem Bürgerschützenverein bestand in Neukirchen viele Jahre eine Kirmesgesellschaft. Sie war Träger ,der sogenannten Spätkirmes, die am ersten Sonntag im September begann und drei Tage gefeiert wurde. Nach dem zweiten Weltkrieg übernahm 1949 der Bürgerschützenverein auch die Austragung und Gestaltung der Kirmes, da eine Kirmesgesellschaft nicht mehr gegründet wurde. Die letzte Kirmes in Neukirchen wurde im Jahre 1962 gefeiert. Man verzichtete schließlich auf diese Veranstaltung, da sie sich finanziell nicht mehr trug.
(Text: U.Quack nach Wikipedia und Veröffentlichung des BSV)
Kalender 2015 (Rückseite) – Mai
Hahnenkönig Willi Offer (nach dem Hahnenköppen bei der Kirmes)
v.l.n.r.:
oben: Magdalene Zars (verheiratete Pöppinghaus) hier als vom Hahnenkönig ausgewählte Hahnenkönigin, Gerda-Marie Zars (verheiratete Hahn), Hahnenkönig Willi Offer, Willi Rösberg, Cilli Rütten verh. Leufen
zweite Reihe v.o.: Ille Tilger verh. Neuroth, Margret Rütten (verheiratete Heitkamp), Margot Brinkmann (Kopf), Monika Tilger verh. Kittel
dritte Reihe v.o.: Karl-Jakob Zars, Jakob Hansen, Heinz-Jürgen Schmitz, Dietmar Swiontek
vierte Reihe v.o.: Willibert Rütten, Annegret Schmidt, Heribert Domgans, Peter Rütten, Hans Pankau
Kalender 2015 – Juni
Brücke über den Strategischen Bahndamm
Zwischen Rommerskirchen und Neuss durchschneidet der unvollendete Bahndamm die Landschaft und trennt dadurch Neukirchen und Hülchrath. „Strategisch“ heißt der Bahndamm, weil er militärischen Zwecken dienen sollte. Ab 1907 war zunächst eine zivile eingleisige Bahnstrecke ohne Damm und mit Bahnübergängen von Rommerskirchen nach Neuss geplant worden, die dem Transport landwirtschaftlicher Produkte zum Markt und von Braunkohle zum Neusser Hafen dienen sollte. Der Braunkohleverbrauch der Wirtschaftsunternehmen in Neuss wurde mit 600.000T/Jahr veranschlagt und ausserdem erschien der Transport von Arbeitskräften per Bahn effektiver möglich als mit Bussen. Obwohl die Strecke von den verschiedenen Kommunen befürwortet wurde, kam keine Einigung zur Finanzierung zustande. Wenige Jahre später sah die preußische Militärführung in dieser Streckenführung jedoch die Möglichkeit, Truppen und Kriegsmaterial „strategisch“ günstig zu transportieren und forcierte im Rahmen der Kriegsvorbereitungen (Schlieffen-Plan: zuerst Angriff von Frankreich durch das neutrale Belgien und nach der Niederschlagung von Frankreich Angriff im Osten auf Russland) die Planung der Strecke in militärischer Ausführung, d.h. zweigleisig und auf einem Damm. Militärtrassen wurden stets mit wenig Gefälle und ohne Bahnübergänge geplant, was der Damm ermöglichte, damit Transporte ohne Stopps durchgeführt werden konnten. Das Teilstück Neuss-Rommerskirchen sollte südlich an die fertigen Trassen der Bergheimer Kreisbahn und der Ahrtalbahn angebunden werden, so dass eine Verbindung bis nach Lothringen zustande kam. Die Rhein-Strecke konnte so durch eine Ruhr-Mosel-Strecke unter Umgehung der Eisenbahn-Engpässe Köln und Düsseldorf entlastet werden. 1913 wurde mit dem Bau begonnen, wobei auf Neusser Seite in Holzheim Anschluß an die vorhandenen Gleise erfolgen sollte. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges wurden die Bauarbeiten allerdings abgebrochen. 1924 wurden die Arbeiten noch einmal entsprechend der ursprünglichen Zielsetzung einer eingleisigen Strecke allerdings auf dem schon vorhandenen Damm fortgeführt, aber Ende 1924 wegen der Inflation bereits wieder eingestellt. So blieb die Bahnstrecke unvollendet, nachdem sie auf 13km halbfertig geworden war.
Die Brücke, die auf der Vorderseite als Baustelle unter Augen des fachkundigen Volontärs Müller und dreier Kinder (Konrad, Joseph und Johanna) zu sehen ist, bildet heute die Grenze von Neukirchen nach Gohr, Ramrath und Hoeningen und ist leider völlig zugewachsen. Hier liegt auch der höchste Punkt unserer Gemeinde mit etwas mehr als 60 Meter über dem Meeresspiegel.
Kalender 2015 – Juni
Brücke über den Strategischen Bahndamm
Eine der Brücken befand sich in Neukirchen am Ende der Viehstrasse. Nach etwa 100 Jahren wurde sie am 5. Mai 2010 niedergelegt. Die Abbruchkosten von 40.000 Euro wurden getragen von der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft. Viele andere Brücken stehen auch heute noch und sind zwischen Sinsteden und Hombroich Teil eines Museum-Trails. (Text: Wiltsch/Kruppa/Quack nach div. Quellen)
Kalender 2015 – Juli
Auf dem Hof von Jean Neukirchen
Links oben stehend: Jean Neukirchen, darunter Johann Cöllen,
rechts von der Mitte stehend mitverschränkten Armen: Hubert Tilger,
unten ganz rechts in der Ecke die Hebamme Maria Neukirchen, links daneben Sybille Zars.
(Text: Familie Zars)
08 – Frauengemeinschaft Neuk Ausflug Kraftwerk Frimmersdorf Spiks vorn neben Herrn (Spicks).bmp
Quelle Bild: Spicks
Kalender 2015 – August
Sommer-Ausflug der Frauengemeinschaft Neukirchen zum Kraftwerk Frimmersdorf
Im Jahre 1908 kam die Elektrizität nach Neukirchen. Licht, Elektromotoren und Telefon waren die ersten Anlagen, die durch den neuen Energieträger betrieben wurden. Schon damals wusste jeder, dass der Strom nicht in der Steckdose entsteht, sondern vom Kraftwerk durch die weithin als Zeichen des Fortschritts empfundenen Überlandleitungen kommt. Und dorthin, wo der Strom in die Leitungen gelangte, führten seither unzählige Exkursionen, Studienfahrten und Betriebsführungen. Das Kraftwerk Frimmersdorf II stand lange Zeit ganz hoch im Kurs, galt es nach seinem Bau als das größte und modernste Kraftwerk der Welt.
(Christian Wiltsch)
In der ersten Reihe wurde direkt neben dem ganz links aussen hockenden Herrn vom Kraftwerk Frau Elisabeth Spicks, geb. Kamps identifiziert, dann folgt etwas zurück und höher Grete Bordelius. In der zweiten Reihe von links Katharina Schmitz, unbekannt, Ännchen Blees, Paula Hinzen, evtl. mit dunkler Bekleidung grossgewachsen Frau Strelow, dann zwei unbekannt, Christine Millering (rechts von dem weissen Gegenstand im Hintergrund) sowie ganz rechts Agnes Müller.
Sicher sind vielen noch weitere der Damen bekannt.
Kalender 2015 – September
Ehemaliges Bürgermeisteramt in Neukirchen
Seit 1816 gehörte Neukirchen zur Bürgermeisterei Hülchrath und zum Kreis Grevenbroich. 1909 wurde das Bürgermeisteramt von Hülchrath nach Neukirchen verlegt, wobei die zugehörige Gemeinde ursprünglich nach Hülchrath benannt war und erst 1929 den Namen des neuen Amtssitzes erhielt. Seit der Gebietsreform am 1. Januar 1975 gehört Neukirchen zu Grevenbroich und hat keinen eigenen Bürgermeistersitz mehr. Das Rathaus wurde privatisiert und beherbergte zunächst eine Zahnarztpraxis, inzwischen eine Rechtsanwaltspraxis. Zur Gemeinde Neukirchen gehörten die Ortschaften: Neukirchen, Gubisrath, Hülchrath, Münchrath, Mühlrath, Speck, Wehl, Hoisten und Helpenstein. Das Bürgermeisteramt wurde erstaunlicherweise noch in keinem Kalender der 11 Vorjahre gezeigt.
Kalender 2015 – Oktober
Blick in die Brunnenstraße
Nach dem Krieg arbeiteten viele Neukirchner in der Industrie rund um den Neusser Hafen. Mehrere Standorte besaß hier auch das 1829 gegründete Familienunternehmen Wilhelm Josten & Söhne, das seit 1829 mit Eisen-, Sanitär- und Haushaltswaren handelt. Manche munkelten allerdings: “Wilhelm Josten-Söhne zahlt die schlechtesten Löhne in der Stadt.“ Unbeirrt dieser These hielten diese beiden Neukirchner Herren Gottfried Holzenleuchter und Hans–Josef Clemens ihrem Unternehmen viele Jahre die Treue, Gottfried Holzenleuchter sogar lange als Cheffahrer. Klar, daß man dann auch mal mit „dem Stern“ nach Hause durfte. Leider ist nicht genau zu ermitteln, in welchen Mercedestyp Herr Josten (von 1954 bis 1988 stand Wilhelm Josten als geschäftsführender Gesellschafter an der Spitze des Unternehmens) hier investiert hat. Das Bild entstand Mitte der fünfziger Jahre. Neukirchen hatte zu dieser Zeit noch keinen Kanal und die Dorfstraßen noch keinen Asphalt. (Text: Jürgen Kruppa)
Kalender 2015 – November
Sebastianusplatz in Hülchrath
Diese Postkarten-Foto des zentralen Platzes in Hülchrath zeigt die Sebastianus-Kapelle, die 1904 für kurze Zeit zur Pfarrkirche erhoben wurde mit ihrem kleinen Glockenturm, der durch Bomben im zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Rechts steht noch das Anwesen mit der alten Küsterei, das für den Bau der heutigen Kirche im Jahr 1911 erworben und abgerissen wurde. Links gegenüber ganz vorn ein Stück der alten Schule, die damals noch zweistöckig war.
(Text: U.Quack)
Kalender 2015 – Dezember
Glockenweihe in Hülchrath
1911 bis 1912 wurde die Kirche St. Sebastianus in Hülchrath als dreischiffige neuromanische Basilika errichtet. Sie ist dem heiligen Sebastian geweiht. Sie wurde neben der alten Pfarrkirche erbaut. 1941 mußte die aus der „Ehemaligen Sebastianuskapelle“ stammende Glocke von 1878 für die Rüstungsindustrie abgeliefert werden.
Daher gab es Ersatzbedarf. 1966 wurden die Glocken Elisabeth (Durchmesser 1065mm, Gewicht 720kg) und Sebastian (Durchmesser 780mm, Gewicht 280kg) des Glockengießers Hans Hüesker der Firma Petit & Gebr.Edelbrock aus Gescher neu geweiht.
Die beiden Glocken tragen folgende Inschriften:
S T. E L I S A B E T H
DIE GLOCKE WIRD GESCHENKT VON
DEN EHELEUTEN ADAM UND ELLY GILLES
AN DIE GANZE PFARRGEMEINDE
HÜLCHRATH, AUF DASS SIE ZUR EHRE
GOTTES LÄUTEN MÖGE.
WEIHNACHTEN 1 9 6 6
S E B A S T I A N
IST MEIN NAME.
DIE NEUGEBORENEN BEGRÜSSE ICH,
DIE LEBENDEN RUFE ICH,
DIE VERSTORBENEN BEGLEITE ICH.
HÜLCHRATH A. D. 1 9 6 6