Kalenderblätter für das Jahr 2007
Kalender 2007 – Deckblatt
Kaufauto von Raimond Dohms
Raimund Dohms, der Lebensmittelkaufmann in Wehl war und parallel neben seinem dortigen Lebensmittelgeschäft fast zwei Jahrzehnte lang seine Waren auch in den umliegenden Ortschaften verkaufte. Man erkannte ihn an der markanten Stimme, Kaufmannsschelle und dem Dreirad vom Typ Goliath mit Ladenaufbau. Sein Fahrzeugs (aufgenommen ca. 1956) steht vor dem Bürgerhaus mit dem markanten Barockgiebel aus dem Jahr 1657 in Hülchrath. An heißen Sommertagen klingelte er sich ganz besonders in die Herzen der Kinder, denn er zog eine weiße Jacke an und war mit seinem Rad in Sachen Speiseeis unterwegs. Aber auch vielen älteren Menschen, die ihn oft sehnsüchtig erwarteten, wird der freundliche Kaufmann, der im März des Jahres 1977 verstarb, noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben.
Kalender 2007 – Januar
Postkarte
Der Vertrieb der Ansichtskarten oblag dem damaligen Postagenten Jakob Mülhöfer, der nebenbei auch das Amt des Küsters ausübte.
Diese Ansichtskarte wurde am 11.8.1938 gestempelt. Der Absender bemerkt zunächst wenig charmant, dass er „in diesem blöden Kaff“ Schwierigkeiten hatte, eine Ansichtskarte zu bekommen, aber „sonst ist es prima hier“. Unverkennbar die alte Pfarrkirche, während das kleine Bild oben die Viehstraße zeigt, die heute durch die beidseitige Bebauung einen ganz anderen Charakter bekommen hat. Unten sieht man die Küsterei am heutigen Jakobusplatz so wie sie noch heute steht, in der Jakob Mülhöfer als Küster und Postagent residierte, dem auch der Vertrieb der Postkarten oblag. Dahinter steht eingeschossig die alte Schule, während die beiden kleinen Giebel das Haus von „Eier-Jakob“ sind, welches erst vor wenigen Jahren abgerissen wurde.
Kalender 2007 – Februar
Beim Dreschen in der Scheune
Einer der letzten „Dreschkästen“ im Ort (ein Fabrikat der Fa. Lanz mit nachstehender, gußeisener Welger–Presse) befand sich bis Ende der 50er Jahre auf dem Gehöft der Eheleute Katharina und Peter Kluth in der Dorfstr. 127. Aus welchen Beweggründen der Fotograph den Auslöser während der Drescharbeiten betätigte, ist dem jungen Mann mit der Sackkarre, dem Landwirt Franz–Josef Kluth, nicht mehr bewusst. Die Sackkarre soll seit ungefähr 30 Jahren bei einem ortsansässigen Schreiner zur Reparatur stehen. Der zweite Mann auf dem Bild ist nach den uns gegebenen Informationen Gottfried Kindgen. Die Zuordnung zum Monat Februar wurde nicht ohne Sinn vorgenommen, denn damals wurde auch im Winter in der Scheune gedroschen.
Kalender 2007 – März
Abbruch der alten Gaststätte Wirtz
Bei dem Gebäude handelt es sich um die alte Gastwirtschaft von Christian Wirtz auf der Rosellerstrasse. Das von Christian Wirtz erworbene Gebäude der Dampf-Bierbrauerei Flock wurde 1938 abgetragen und durch das heute noch stehende neue Wirtschaftsgebäude ersetzt. In dem rechts angrenzenden Teil des Gebäudes war 1904 die erste Postagentur für Neukirchen eingerichtet worden. Der Gastwirt Flock hatte auch den ersten Fernsprechapparat, wie das Telefon damals genannt wurde, im Dorf.
Beim Abbruch dabei sind u.a. vorne links mit Kappe Martin Wirtz, links daneben Anna Wirtz, geb. Odendahl.
Kalender 2007 – April
Errichtung der neuen Kirchmauer
Das Foto erschien am 5.5.1969, d.h. vor fast 40 Jahren in der Neuß-Grevenbroicher Lokalzeitung mit folgendem Text:
Nach einem schweren Start kommen die Arbeiten am Ausbau der Neukirchener Ortsdurchfahrt gut voran. Angefangen bei der – wiederholt geänderten – Planung, ergaben sich in den ersten Wochen zahlreiche Schwierigkeiten. Inzwischen dehnt sich der Straßenbau auf ein Teilstück des früheren Friedhofes an der Kirche aus. Die alte Einfassungsmauer aus Feldbrandsteinen wurde beseitigt. Jetzt ist man dabei (unser Bild) die neue Mauer zu setzen, für die handgeformte Ziegelsteine Verwendung finden. Es steht fest: Die Neukirchener Schützen müssen zum Heimatfest „ausweichen“, vielleicht auf dem bereits halbwegs fertiggestellten Straßenstück zur Parade antreten.
Auf dem in Blickrichtung Roseller Str. aufgenommenen Foto erkennen wir in der Mitte mit Zigarette den Bauunternehmer Johannes Schieffer aus Helpenstein und links Kurt Mosebach () bei der Arbeit.
Der dargestellte „Neukirchener Mauerbau“ aufgrund des Ausbaus der Ortsdurchfahrt (K33) ist nur die letzte zahlreicher Umgestaltungen des alten Neukirchener Friedhofes. 1767 wurde z.B. der südlich gelegene Teil neu aufgeteilt, wenige Jahre später der nördliche Teil neu gegliedert. 1859 erfolgte im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Kirchturms die Errichtung einer Mauer anstelle einer Hecke.
Kalender 2007 – Mai
Beim Schützenfest 1951
Das Bild zeigt von links nach rechts: Hermann Hintzen, Wienand Hecker, „Schmiedesch Schang“ Johann Neukirchen, N. Huppertz von der Heide und ganz rechts Bürgermeister Heinrich Kamps. In zweiter Reihe zwischen Schiedesch Schang und Huppertz erkennt man Pastor Paul Scholl.
Kalender 2007 – Juni
Jakobus-Platz
Die Luftaufnahme aus der zweiten Hälfte der 50er Jahre zeigt den heutigen Jakobusplatz. Rechts um die Kirche befindet sich noch der alte Friedhof. Links sieht man neben der Gastwirtschaft „Zur Linde“ von Hecker, heute Stenbrock, das alte Peiffer’sche Anwesen und dahinter die alte Volksschule. Unter den Bäumen das Schulgebäude von 1829 mit dem Lehrerhaus, dahinter den langen Verbindungsgang mit dem Neubau von 1954. Leider wurde dem Wunsch der Lehrerschaft, den Neubau der evangelischen Schule (heute Lebenshilfe) auf dem links oben sichtbarem Freigelände zu errichten, seitens der Gemeindeverwaltung nicht entsprochen.
Kalender 2007 – Juli
Sommer im Dorf
Zu Beginn der 60er Jahre war es im Dorf noch ruhig. Die Kinder konnten auf der Straße spielen, ganz selten kam ein Fahrzeug. Meist war es landwirtschaftlicher Verkehr, wie hier etwa die Milchabfuhr. Parkplatzprobleme gab es nicht, die wenigen Motorroller ließen sich bequem auf den Seitenflächen neben der Straße abstellen, wo damals noch keine Bürgersteige waren, weil man über die Straße ging. Die Häuser im Dorf wurden durchgezählt bis zur Nummer 173. Im damaligen Einwohner-Adressbuch für Neukirchen finden wir z.B. unter der Hausnummer 160 den „Galoschenmacher Johann Derichs“ und in der Nr. 112 „Bettwaren und Teppiche bei Christian Jaeger“. Auf dem damals noch Dorfstraße heißenden Straßenabschnitt sehen wir im Vordergrund Peter und Magitta Gittel. Von den Gebäuden stehen heute mehrere nicht mehr, u.a. der Vietenhof rechts an der heutigen Ecke Brunnenstr./Ackerstr., der im März 1998 niedergelegt wurde.
Kalender 2007 – August
Gasthaus „Zum Jägerhof“ von Peter Hinzen
Der alte Jägerhof ist ein markantes Gebäude in Hülchrath. Er beherbergte ein beliebtes Wirtshaus an der „Kasterstraße“, der alten Landstraße nach Neuss. Hier kehrten die Fuhrleute gerne ein, aber auch Jäger haben hier auf ihre erfolgreiche „Strecke“ angestoßen. Gleichwohl hat der Name des Jägerhofes nichts mit den Jägern zu tun. Er stammt von der alteingesessenen Schöffenfamilie Jäger, die sich hier um 1806 auf freiem Feld niederließ. Aber schon bald kam der Hof durch Heirat an die Familie Nix, bei der er dann gut 100 Jahre blieb.
Kalender 2007 – September
Als die Lehrerin noch geachtet und gefürchtet war.
In der Notzeit des zweiten Weltkrieges wurden dennoch Klassenfotos der Neukircher Schulklassen gemacht. Vor dem Schuleingang, an der „Schulpumpe“ stellten sich die Kinder mit ihrer Lehrerin, Fräulein Henriette Loy, dem Fotografen. Dieses Foto entstand 1942 oder 44.
Hinten stehend, von links nach rechts: Veronika Longerich (verh. Esser), Liesel Tegethoff, Betti Schiffer und Anna Blank.
Zweite Reihe, von links nach rechts: Lehrerin Frl. Loy, Hilde Bock, Sophie Holzenleuchter, Josepha Cornelissen (verh. Schikarski), Maria Schillings und links der Pumpe Maria Düllberg, Adele Koenen und Käthe Jansch. Dritte Reihe: Heinz Stammen, Peter Schiffer, Maria Pallemann, Hans Martin Pesch, Else Jansch, Marianne Verführt, neben der Pumpe Peter Roesberg, Paula Dünnbier und Mechtild Wolf. Vorne sitzend: Karl Joseph Plath, Jakob Hansen, Peter Boss, Heinrich Aulenbacher, Franz Josef Dahmen, Marianne Ritterbach, Hanni Düllberg, Loni Kromeich (verh. Lange), Josef Wirtz, Ludwig Kreuels, Aloys Wirtz, Hubert Schiefer und Hans Hinzen.
Kalender 2007 – Oktober
Männer-Gesangverein aus Hülchrath
Das von 1935 stammende Foto zeigt die damaligen Mitglieder des „M.G.V. von 1873 Hülchrath“.
Bei der Gründung hieß es in §1 der damaligen Statuten: „Der Verein bezweckt die Pflege des Gesanges im Allgemeinen und des Kirchengesanges im Besonderen“. In der Vorbereitungsphase zum 100jährigen Bestehen wurde das Fehlen eines Dirigenten und die gering gewordene Mitgliederzahl deutlich. Daher fasste man auf der Jahreshauptversammlung des Jahres 1972 den Entschluß, eine Chorgemeinschaft mit dem Hülchrather Kirchenchor anzustreben, der ein reiner Frauenchor war und von Pater H. Venselaer dirigiert wurde. Das 100jährige Bestehen wurde leicht verspätet im Frühjahr 1974 als gemischter Chor mit Konzert und Gottesdienstgestaltung gefeiert. Im gleichen Jahr einigte man sich auf den Namen „Hülchrather Gesangverein von 1873“.
Kalender 2007 – November
Haus Horr ganz in Schwarz
Etwas ungewöhnlich ist der Anblick des Haus Horr auf diesem Bild. Das ganze Anwesen wurde um das Jahr 1941 vollständig schwarz angestrichen, damit es den feindlichen Fliegern, die meistens in der Dämmerung und in der Nacht kamen, nicht so leicht ins Auge fiel. Die Umgebung des zwischen Neukirchen und Ramrath liegenden „Hellenberg“ war von Bombenangriffen besonders betroffen, weil auf dem Hellenberg bei Norbisrath eine Scheinwerferstation war, mit der die feindlichen Flugzeuge angeleuchtet wurden. So hoffte man, dass die am Pannschopp stationierte Flugabwehrstellung (Flak) erfolgreich sein würde. Es ist uns allerdings kein erfolgreicher Abschuss von dort bekannt, aber auch kein Treffer am Haus Horr.
Kalender 2007 – Dezember
Beim Studium der Schriften
Die Adventszeit wird stark von Hektik geprägt, damit beim „Fest“ alles schön verläuft. Heute schafft es kaum noch jemand, sich die Zeit der Vorbereitung auch noch als solche zu gestalten. So wie hier Bruder Wilhelm, mit Familiennamen Offer aus Neukirchen, in seiner bescheidenen Mönchsklause in Knechtsteden über alten Fotos und Büchern sitzt, so wünschen wir uns doch gerade im Advent mehr Zeit für die beschaulichen Dinge des Lebens. Möge sich in diesem Jahr die Zeit dazu finden!